SynopsisTiere fressen, Menschen essen: Eine lexikalische Trennung zwischen Mensch und Tier ist im Deutschen heute selbstverstandlich. Sie wird bei zahlreichen Sachverhalten gezogen, die Mensch und Tier gemein sind, und meist strikt eingehalten, so etwa bei Nahrungs- und Flussigkeitsaufnahme ('essen'/'fressen', 'trinken'/'saufen', 'stillen'/'saugen'), Schwangerschaft ('schwanger'/'trachtig), Geburt ('gebaren'/'werfen'), Tod ('sterben'/'verenden', 'ermorden'/'schlachten'), Lebewesenbezeichnungen ('Saugling', 'Baby'/'Junges', 'Leiche'/'Kadaver' u. a.) und Korperteilen ('Mund'/'Maul', 'Lippe'/'Lefze' u. a.). Hierbei handelt es sich um eine sprachhistorisch relativ junge Entwicklung, die vollstandig erst im Neuhochdeutschen vollzogen wurde und in anderen Sprachen bis heute nicht existiert. Die Arbeit untersucht diese lexikalische Grenzziehung zwischen Mensch und Tier sprachgeschichtlich anhand von Worterbuch- und Korpusstudien vom Althochdeutschen bis zum Gegenwartsdeutschen. Sie verfolgt die Herausbildung dieser Grenze sprachgeschichtlich und erklart sie kulturhistorisch.
LC Classification NumberPF3611.G75 2020